Haindling - Konzertrezensionen


Haindling in Weiden - 2. November 2007 - Mehrzweckhalle

Der Soundcheck ließ bereits ahnen, welch kreatives Potential in dieser Gruppe steckt und wie ernst er nach wie vor genommen wird. Da muss jede Kleinigkeit stimmen, jede Unstimmigkeit sofort behoben werden. Tonmischung, Ton- und Lichtregie müssen eine Einheit bilden. Aber das wusste ich schon vorher …

Kurz nach 20 Uhr begann das Konzert in der ausverkauften Mehrzweckhalle vor schätzungsweise 2500 jungen und „reiferen“ Fans. Bereits beim ersten Stück war klar, dass der Ton erstklassig ausgesteuert war und keinerlei Ohrstöpsel die wertvollen „Membranen“ schützen mussten. So kann man ein Konzert in jeder Phase genießen. Vorbildlich! Hans-Jürgen Buchner und seine Mannen setzten ihre insgesamt 43 Konzerte umfassende Jubiläumstour dann mit dem unverwüstlichen Kracher „Bayern des samma mir“ fort. Sie boten einen beeindruckenden Querschnitt durch 25 Jahre Haindling-Musik. Besonders heftig wurden die von den einzelnen Musikern dargebotenen Solis beklatscht. Ein tolles mitreissendes Basssolo war nur ein Beispiel. Aber natürlich nicht nur dies eine. Der Meister himself stellte im Verlauf des Konzerts immer wieder aus seiner umfangreichen Musikinstrumentensammlung exotische Instrumente akustisch vor. Was Michael Braun an verschiedenen Blasinstrumenten bot, war schlicht fantastisch. Schön auch manche jazzigen Improvisationen und vor allem Instrumentalstücke, die mit Tubas dargeboten wurden. Manchmal hätte man die berühmte Stecknadel hören können, die auf den Boden gefallen war, so mucksmäuschenstill verhielten sich die zahlreichen Zuschauer bei bestimmten Passagen. Buchner fand immer launige Worte und erwähnte mal beiläufig, dass er eineinhalb Jahre seines Lebens in der Nähe von Weiden verbracht habe. Er klärte sofort unter dem Gelächter des Publikums auf, dass es nicht sehr angenehm war, die Bundeswehrzeit in Oberviechtach absolviert zu haben. So kam eins zum andern. Das berührende Lied von den Bewohnern der Fidschi-Inseln, die genau „unter uns“, als auf der gegenläufigen Seite des Globus leben und in 40 Jahren durch den steigenden Meeresspiegel langsam ihrem Untergang entgegen sehen müssen, ging unter die Haut. Wunderbar einfühlsam von ihm am Klavier dargeboten. In einem Rückblick auf alte Zeiten kamen wieder mal die „roten Haar“ oder die „Meuterei“ oder ein englischsprachiger Rock’n’ Roll-Song zu Gehör. Songs, die überhaupt nicht verstaubt klingen, sondern neu veredelt sich wieder die gebührende Erinnerung verschafften. Besonders beklatscht wurde natürlich – wie immer – die „Paula“ („ … Paula, Paula, es is zwar traurig aber es is wahr, des oanzige was wirklich zählt auf dera Welt für di is Geld“). Auch wurden die Zuschauer aufgefordert, im Stehen zu einem Song mitzuschunkeln, also sich bei den oft ihnen unbekannten Nachbarn einzuhängen. Dem kamen sie natürlich im Sinne der "Bewegungstherapie" von Hans-Jürgen nach. Bei einigen Songs erholten sich die Zuschauer im Stehen von den Strapazen der ungepolsterten Sitzflächen. 25 Jahre Haindling. Da mussten natürlich auch seine Mitstreiter vorgestellt werde. Immerhin sind außer Hans-Jürgen Buchner noch der Drummer Peter Enderlein und Michael Braun dabei. Braun, der Autor eines neuen, äußerst interessantem Buches über die Gruppe Haindling (was er ihm lt. Buchner „verboten“ habe …) dabei. Zum Glück laden ja Verbote zum Übertreten ein. So kann jeder nachlesen, was den Erfolg dieser einmaligen Formation mit Ecken und Kanten ausmacht, die ihre Musik samt den Texten zu einer Art Lebensphilosophie werden ließen. Und was so hinter den Kulissen manchmal abgeht.

Nach 2 ¾ Stunden ohne Pause nahte das leider unvermeidliche Ende mit der Haindling-Hymne „I hob di lang scho nimmer gsehn“. Vorher machte der Chef nochmals für seinen „Merchandising-Stand“ Reklame, auf dem man u. a. auch seine original aus Vietnam importierte und leicht spielbare Maultrommel für 8 Euro kaufen konnte (ich habe mich spontan dazu entschlossen, nach dem Konzert eine zu erwerben!). Seine Nachricht, dass im kommenden Jahr eine neue CD herauskommt, wurde von den ausgehungerten Fans natürlich mit größtem Wohlwollen aufgenommen.

Gerd Müller - 5.11.2007


Mein Konzertbericht:

Blitz und Donner … mit Pauken und Trompeten
Infernalisch tolles Konzert mit Haindling am 21. Juli 2007

Im Rahmen des Sternenfestivals Litzendorf bei Bamberg freuten wir uns schon lange auf das letzte Haindling-Konzert vor der Sommerpause, das unter dem Motto „25 Jahre Haindling“ stand. Im roten, ovalen 8-Masten-Zirkuszelt fanden 2500 Zuschauer Platz. Die ganze Breite der Bühne war vollgestopft mit dem Bandequipment und den oft exotischen Musikinstrumenten einschließlich Chinagong. Nach einem instrumentalen Vorspiel erschienen die sechs Musiker auf der Bühne. Unter gesteigertem Beifall kam als letzter Hans-Jürgen Buchner. Was auffiel, dass im Gegensatz zu „normalen“ Rockkonzerten die Lautstärke den Ohren gut tat. Stöpsel brauchten also nicht aktiviert zu werden und so konnte man sich einem völlig ungetrübten Musikgenuss hingeben, der dennoch alles andere als leise war. Wichtig war Hans-Jürgen stets die Kommunikation mit dem Publikum. Als er wegen der Sitzbestuhlung darauf verwies, dass er an geeigneter Stelle zum Aufstehen einlädt, weil das sicher mal gut tue, erntete er gleich Beifall. Oder wenn er zur Lach- oder Schreitherapie auffordert, weil der positive Effekt wissenschaftlich erwiesen sei. Aber der Reihe nach. Man startete mit dem Kracher: „Bayern“ („Bayern, des samma mir, Bayern und des bayerische Bier! Bayern und des Reinheitsgebot, des is unser flüssiges Brot!“). Danach lief ein Querschnitt aus 25 Jahren Haindling ab, immer von der intelligent eingesetzten Lightshow und dem LED-Lichtvorhang visuell begleitet. Bei „Liebe“ musste natürlich das rote Herz entsprechend klopfen. Ob es ein Instrumental auf langen Klanghölzern war, die Michael und Hans-Jürgen kunstvoll bearbeiteten oder die tollen Bläsersätze, die das Charakteristikum des Haindling-Sounds unterstrichen. „Du Depp“ - mit einem spektakulären Bass-Solo von Wolfgang Gleixner. „Irgendwie und Sowieso“ (aus der legendären Kultserie mit Ottfried Fischer, Petra Pascal, Robert Giggenbach, Bruno Jonas und anderen), „Paula“, „Spinn i“ und viele andere Songs. Nach genau einer Stunde gab es den ersten totalen Licht- und Tonausfall, denn ein Gewitter mit Starkregen tobte sich über dem Zelt aus. Geistesgegenwärtig spielte man

einige Minuten lang bei völliger Dunkelheit ohne Verstärker ein Bläserinstrumental. Wie seinerzeit auf der Titanic. Toll reagiert! Später stellte Buchner seine Erfindungen zum Nichtraucherschutz in Gaststätten vor. Zum Totlachen. Als Beispiel für Männer setzte er sich einen transparenten, aufblasbaren Hut auf. Der war mit einem Mundschlauch verbunden und bei jedem Atemzug mit Rauch füllte er sich immer mehr. Seine Empfehlung: Dann vor die Tür zu gehen und den Rauch herauszulassen. Für Damen gab es eine rosarote Ausgabe im Look der 20er Jahre. Köstlich. Oder eine aufblasbare Hand. Vorstellbar wäre das auch, so Buchner, mit einem Ponchoumhang, der reiche dann für 3 Zigarettenpackungen. Natürlich könne man damit auch ein Geschäft machen, indem man gegen 10 Cent die verbrauchte Rauchluft an Anwesende verkaufe, so dass irgendwann sich alles in Luft auflöst. Immer wieder animierte er die begeisterten Fans zum Mitmachen. Ein Versuch in mehreren Variationen war, dass die Leute verschiedene Töne summen sollten. Daraus werde ein Techniker später etwas zusammenmixen. Außerdem komme das auf die nächste CD, dann könne sich jeder leicht „heraushören“. Also wurden vor Ort digital die Töne aus dem Publikum, ob in A oder G, aufgenommen und später als Hintergrund für 3 Improvisationen verwendet, die Hans-Jürgen mit einer singenden Säge, einer geschlossenen Klangschale namens Hang und einem seltenen irischen Saiteninstrument spielte. Wunderbar diese Idee. Nachdenkliches durfte auch nicht fehlen, wie das Lied von den Fidschi-Inseln, die auf Grund der Klimakatastrophe in einigen Jahrzehnten im Meer versinken und die sich genau „unter uns“, der Erdkugel, befinden. Nachdem auch ein weiterer Stromausfall überstanden war, ging es nach zwei Stunden noch fast eine Dreiviertelstunde mit Zugaben weiter. Die Zuschauer mussten noch einmal aufstehen. Zu einer Walzer-Schunkelnummer mit den Platznachbarn „Leit hoit’s z’samm“. Ganz zum Schluss natürlich „I hob di lang scho nimmer g'seng“ und mit einem werbenden Hinweis auf Töpfersachen aus der eigenen Töpferei und der vietnamesischen Maultrommel, die man ebenfalls erwerben könne, gab er noch eine Gebrauchsanweisung, wie das handliche Instrument gehandhabt wird. Eine tolle Improvisation war dann natürlich die Folge. Quasi nach dem offiziellen Konzertende. Mich erinnerte der Klang an ein Didgeridoo. Hm, dieses Instrument fehlt noch in Buchners Sammlung. Beim Schlussapplaus machten zwei Musiker noch einen Kopfstand. Dabei kamen ihre weißblauen langen Strümpfe zum Vorschein. Wieder einer der vielen Gags. Ein phänomenal gutes emotionsgeladenes Konzert ging dann zu Ende, bei dem alle Musiker mit großer Spiellust bei der Sache waren, ihr „Kind im Manne“ nicht versteckten und sie nicht selten mit ihren Blasinstrumenten auf der Bühne Pirouetten tanzten. Mehrmals bedankte sich der Meister mit einem „Sauber war’s“ und dass es ein wunderschönes Konzert gewesen sei. Wenn man ihn kennt, weiß man, dass dies das allerhöchste vorstellbare Lob an ein tolles Publikum war. Kaum war man vor dem Zelt, kündigte eine neue „Himmels-Lightshow“, eine gewittrige Katastrophennacht für die Region an …

Hier einige Fotos von Dietmar Lipkovich, die er beim Tollwood-Festival, München, am 19. Juni 2007 machte. Danke Dietmar! Die Fotos sind charakteristisch auch für "mein" Konzert und veranschaulichen hervorragend, wie es da zuging ... Weitere 90 Fotos von ihm können hier angesehen werden. Mehr ... (Galerie, Buchstabe H)
© Dietmar Lipkovich


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